"Angesichts
des
möglichen und
notwendigen Stromes an Erkenntnissen
zur Lösung zukünftiger
gesellschaftlicher Aufgaben, erscheint mir der Ruf der Politiker nach
Solidarität
der
Arbeitslosen mit
den in der Erwerbsarbeit Beschäftigten als klägliches Rinnsal, das in
keiner
Weise geeignet ist,
das weite Feld der vor uns liegenden Aufgaben fruchtbar werden zu lassen.
Ihr Ruf nach Solidarität entspringt einer
Monokultur des Denkens,
nämlich der Monokultur des Gedankens der
Gewinnmaximierung als alleinigem Antrieb menschlicher
Arbeit.
Ihr Ruf nach Solidarität kultiviert diese
absurde Idee.
Die Hoffnung, das eine weitere Steigerung
des schon im Übermaß vorhandenen Überflusses irgendwelche
gesellschaftlichen Lösungen hervorbringt, ist durch die Realität längst
widerlegt.
Stattdessen ist genau dieses Übermaß, dieser
Tanz um das Goldene Kalb, zum Zentrum und
Damoklesschwert für uns und zukünftige Generationen geworden.
Ihr Aufruf zur Solidarität ist somit
nicht
der Aufruf zur Solidarisierung mit der tatsächlichen menschlichen Natur,
oder gar mit einzelnen Menschen in unserer Gesellschaft.
Es ist vielmehr der Aufruf zur Solidarität
mit einem
zum Untergang verurteilten Gedanken-, Werte-
und Wirtschaftssystem.
Dieses System erhebt den aus der Biologie
bekannten Prozess des ungebremsten Wachstums
Krebs
zur obersten Maxime.
Es deklariert
diesen Krebs zum Wirtschaftserfolg
und vermisst seine Wachstumsraten
täglich an den Börsen dieser Welt.
Ihr Aufruf zur Solidarisierung verkennt das
wahre Ausmaß der zerstörerischen Kraft eines solchen Systems und bekämpft
jeden, der sich bewusst oder unbewusst dieser Logik entzieht.
In einer Gesellschaft des absoluten
Überflusses
einer Gesellschaft, die es sich erlaubt,
bis zur Hälfte ihrer produzierten Lebensmittel ungenutzt zu entsorgen, in
kilometerlangen Regalen Süßigkeiten klimatisiert, hegt und pflegt, während
weltweit Menschen auf den Straßen erfrieren, an Hitze und Hungertod
sterben;
einer Gesellschaft, die Bewegung mit
Bewegtheit verwechselt,
wir uns in Flugzeugen und Autos
hunderttausende Kilometer bewegen lassen ohne uns selber zu bewegen, um
dann in Fitnessstudios auf Laufbändern auf der Stelle zu treten und
endliche Ölreserven dazu nutzten, um in immer mehr, größeren und
schwereren Autos immer länger im Stau zu stehen;
einer Gesellschaft, in der
unsere Lebensmittel tägliche Weltreisen hinter sich bringen müssen, um auf
unseren Tellern zu landen, und uns die Landwirtschafts- und
Lebensmittelindustrie die unverdauliche Lügensuppe mit den
Geschmacksverstärkern aus der Werbung und den Chemielabors schmackhaft
machen möchte, dass nur sie es seien, die die Welternährungs-probleme
lösen könnten, dabei völlig ignorieren, dass ökologische Landwirtschaft
einen bis zu 5-fach höheren Ertrag in der Summe der Eiweiße und
Kohlenhydrate erwirtschaftet als Monokulturen das je erreichen können;
einer Gesellschaft, in der nur drei
Buchstaben zum Alphabet des Konsums geworden sind: XXL;
einer Gesellschaft, die über die Bildschirme
täglich hunderte Tote unseren Kindern in ihre Wohnzimmer und Herzen
schickt
und diese in ihre regungslos vor den
Bildschirmen sitzenden Körper pflanzt,
versüßt mit den bunten Pausen irreführender
Werbebotschaften
-
In einer
solchen Gesellschaft müssen wir umdenken
!
Wir leben in in einer Gesellschaft,
in der wir in einem gigantischen Akt der
kollektiven Bewusstseinsspaltung Oberflächen von ihren Inhalten trennen,
grausame Wahrheiten immer schöner verpacken, Bilder von glücklichen Hühner
auf die Packungen von gequälten Tieren drucken und Ausbeutung,
Kinderarbeit und Ungerechtigkeit mit den farbenfrohen Deckmäntelchen
großer Marken verkleiden;
einer Gesellschaft, die ebenso resistent
gegen millionenfaches Leid unserer Tiere geworden ist, wie die tödlichen
Keime, die wir in deren Mägen durch quälende Haltung und Fehlernährung
heranzüchten;
einer Gesellschaft, die aus maßloser
Profitgier die Gensequenzen unserer Schöpfung, zu Patenten großer Konzerne
umschreibt;
einer Gesellschaft, die durch den Kampf um
Aktienwerte den Krieg in Gesellschaften auslöst und so steigende und
fallende Aktienkurse zu Guillotinen für hunderttausende von Hungernden,
Arbeitslosen, Rentnern und Armen werden;
einer Gesellschaft, in der Weltkonzerne den
Menschen zuerst ihre Lebensgrundlagen entreißen, um sie ihnen dann in
Flaschen und Konserven verpackt teuer zurück zu verkaufen;
einer Gesellschaft, deren Industrialisierung
immer ihren Anfang in der Auslöschung, Vertreibung oder Entrechtung
indigener Völker hat;
einer Gesellschaft in der wir
durchschnittlich 40% jedes ausgegeben Euros dazu verwenden, Schuldenberge
zu begleichen, die eines anderen Geldhaufen sind.
In einer
solchen Gesellschaft müssen wir umdenken
!
Wir leben in einer Gesellschaft,
die unsere Kinder mit Marken aufrüstet,
und Gefahr läuft, zukünftige Generationen
unter den Abfallbergen dieser Produkte zu begraben;
in einer Gesellschaft, die die Ozeane völlig
von Fischen entleert, um sie
mit dem Müll unserer Zivilisation zu
beladen;
in einer Gesellschaft, die auf der Suche
nach seltenen Erden immer seltener die Erde unberührt lässt;
in einer Gesellschaft, in der jegliche
Bedenken und Gefahren neuer Technologien an den mit Ignoranz und Gier
beschichteten Finanzinteressen abperlen;
in einer Gesellschaft, in der hungrige
Autotanks über hungrige Menschenmäuler siegen und eine Atemluft beraubende
Gier die Grünen Lungen dieser Welt zu Bioöl-Zapfsäulen rodet und zu
Gartenmöbeln verarbeitet;
in einer Gesellschaft, in der es kein
Callcenter für die Ungerechtigkeit dieser Welt gibt;
in einer Gesellschaft, in der Banken,
Konzerne und Marken mehr Macht als Politiker haben.
In einer
solchen Gesellschaft müssen wir umdenken
!
Wir leben in einer Gesellschaft,
in der wir die Alternative zwischen 50
verschiedenen Kaffeemaschinen haben, uns aber unser Wirtschaftssystems als
„alternativlos" verkauft wird;
in einer Gesellschaft, die mit Hilfe von
Atomreaktoren einen Tsunami überbordender Produktströme am Leben hält;
in einer Gesellschaft, in der die
Wahrnehmung der Qualen und Schrecken von Hiroshima, Tschernobyl und
Fukushima viel schneller zerfällt als der Atommüll für die nächsten 1000
Generationen;
in einer Gesellschaft, in der wir alle dem
Erdkörper entrissenen Stoffe erst in unseren Produkten verarbeiten und sie
dann in unseren Gehirnen, Organen, Knochen, Geweben und Zellen
wiederfinden, und dort die Verletzungen fortschreiben, die wir mit der
Förderung aus der Erde begonnen haben, und dabei alle chemischen und
moralischen Grenzwerte überschreiten. Wirtschaftskrebs macht Körperkrebs.
in einer Gesellschaft, die den derzeitigen
Zustand des absoluten Überflusses einer Minderheit auf Kosten einer
Mehrheit, auf Kosten zukünftiger Generationen und auf Kosten seelischer
und körperlicher Gesundheit zur Normalität erklärt.
In einer solchen Gesellschaft gilt es
als
wesentlich größerer Akt der Solidarität mit der Gesellschaft und mit der
eigenen menschlichen Natur,
all das
nicht mehr zu
tun!
Es gilt, sich stattdessen
solidarisch mit der Erkenntnis zu erklären,
dass Ressourcen
endlich
und
erschöpfbar
sind und uns
allen
gehören.
Es geht um qualitatives Wachstum, damit
weniger
mehr sein kann.
Es gilt, sich von der Produktion materiellen
Überflusses der
Produktion
inneren Reichtums
zuzuwenden,
einem
Reichtum an Bildung und
Bildern,
einem
Reichtum an Erkenntnis,
dass uns mehr verbindet als uns trennt,
einem
Reichtum inneren Erlebens.
Es gilt, den immer greller werdenden Blitzen
und dem Funkeln unserer Werbe- und Produktwelten
entschieden
den
Glanz
des inneren Seins,
Einkehr
und
Stille entgegen zu
setzten.
Es gilt, den
kollektiven
Prozess der Verdrängung,
den uns unser jetziges System abverlangt, zu
durchbrechen.
Es gilt :
Mehr Sein
als
Haben!
Damit
erkläre ich mich
solidarisch !
[...]"
Auzug zur eigenen Verwendung
[...]"
Auzug zur eigenen Verwendung
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